Drechseln zur Entspannung
Vorwort:
Drechseln ist eine Art der Holzbearbeitung mit Maschinenhilfe die bei unsachgemäßer Ausführung zu schweren körperlichen Schäden, ja sogar zum Tode führen kann. Daher sollten alle einschlägigen Sicherheitsbestimmungen, inbesondere die Bedienungsanleitungen von Maschinen stets gelesen, verstanden und beachtet werden. Eigenbau jeglicher Art sollte nur unter sachkundiger Anleitung geschehen. Für Unfälle die durch Nachbau der hier gezeigten Eigenbauten entstehen wird keinerlei Haftung übernommen.
Zum Thema Drechseln wurde schon viel gelesen, geschrieben, gesagt und gezeigt.
Die grundlegende aller Fragen kann einem aber niemand beantworten. Das ist die Frage nach dem "warum". Ist das Ziel in Design und Technik nahezu perfekte Gegenstände aus Holz herzustellen, die womöglich auch noch brauchbar und verkaufbar sind? Dann ist diese Seite der falsche Ort um Informationen zu erhalten.
Wenn es aber darum geht zur Entspannung und zum Spaß mit Holz zu arbeiten und sich dann zu freuen wenn etwas Nützliches, daß eventuell auch noch schön ist, herauskommt, dann ist hier der Platz der Wahl.
Um diesem "warum" eine Chance zu geben ist es nötig mit möglichst wenig finanziellem Einsatz zu beginnen.
Bei allen Überlegungen zum Thema darf man dabei nicht aus den Augen verlieren, daß das Drechseln eine Kunst ist, die schon lange vor der Erfindung von Stahl und Elektrizität entwickelt wurde. Aber heute darf es schon ein wenig komfortabler sein. Fangen wir also mit der Drechselbank an.
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Diese Drechselbank ist ein Import von irgendwo wo es billig ist Stahl zusammenzuschweißen. Verkauft wird sie von verschiedenen Baumärkten unter eigenem Label (hier CMI) für unter hundert Euro. So wie sie aus dem Baumarkt kommt eignet sie sich zum Probieren an kleineren Teilen. Allerdings sollten die Ansprüche an Präzision und Zubehörauswahl gegen Null geschraubt werden. Das Ding ist recht wackelig, schlecht ausgerichtet und kann nicht aus dem Zubehörhandel erweitert werden. Das Gewinde der Antriebswelle hat M18 und der Reitstock ist nur bedingt tauglich um ein Gegenlager zu sein. Aber das Ding dreht sich und ist billig.
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Damit das Gerät etwas tauglicher wird habe ich meine rudimentären Kenntnisse der Metallverarbeitung und meine Drehbank bemüht und einen Reitstock gebaut der auch als solcher benutzt werden kann. Eine Bauanleitung hierfür habe ich nicht.
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Irgendwo habe ich mal gelesen das Drechslerprobleme immer Aufspannprobleme sind. Das scheint zu stimmen, muß aber insoweit eingeschränkt werden, das sich mit einem Mitnehmer und einer Planscheibe, wie sie auch bei dieser Drehbank mitgeliefert werden, eigentlich alle Probleme lösen lassen. Es ist nur eine Frage des Zeit- und Materialaufwandes. Bequemer ist es natürlich nicht erst ein passendes Spundfutter zu drechseln um ein Teil ohne Reitstock zu spannen. Daher habe ich auf dem Flohmarkt für ca. vierzig Euro ein 100mm Vierbackenfutter für eine Drehbank erstanden. Der Metallbauer meines Vertrauens hat mir dafür eine passende Aufnahmescheibe hergestellt damit ich es auf die Drechselbank aufschrauben kann. Außerdem wurde auf die Backen eine runde Spannhalterung aufgeschweißt. Damit lassen sich schon recht gut fast alle Stücke aufspannen.
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Nach ein paar etwas längeren Übungslektionen ist dann der unterdimensionierte Motor verstorben. Als Ersatz kam der Motor einer Gartenpumpe, die im örtlichen Baumarkt für wenig Geld erhältlich war, nebst einem Adapter für die Riemenscheibe aus eigener Produktion zum Einsatz. Seitdem läuft die Drechselbank mit doppelter Geschwindigkeit. Aber da meist nur kleine Sachen gedrechselt werden ist das nicht weiter tragisch.
Wer jetzt argumentiert das eine gute, wenn auch kleine, neue Drechselbank schon für unter fünfhundert Euro zu bekommen ist und das die Umbauerei nur was für Spezialisten mit großem Werkzeugpark sei, der hat vollkommen Recht. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es um Basteln um des Selbstzwecks willen, und das ist gut so.
Wer sich genauer mit dem Maschinenmarkt auf diesem Gebiet auseinandersetzt kommt sehr schnell zu der Erkenntnis das er wieder oben auf diese Seite gehen muss. Zurück zur Frage nach dem "warum".
Für eine voll ausgestattete Drechselbank in Profiqualität kann man sehr schnell einen fünfstelligen Betrag ausgeben. Und selbst für anspruchsvolle Heimwerkerqualität sind schnell fünftausend Euro fällig. Und für bis zu fünfhundert Euro ist grad mal eine Spielzeugdrechselbank mit dreißig Zentimetern Spitzenweite zum Kugelschreiberdrechseln erhältlich. Gemeint ist hier immer eine Ausführung mit entsprechendem Zubehör wie Spannfutter und mitlaufender Körnerspitze. Ok, die Zeit hat mich Lügen gestraft. Ich habe mir inzwischen eine neue Drechselbank zugelegt. Kein Profigerät aber deutlich besser als die hier beschriebene. Und auch nicht für unter fünfhundert Euro sondern etwas darüber.
Doch zurück zum Drechseln. Bisher ist noch kein Span geflogen. Und das liegt daran das noch keine Drechseleisen vorhanden sind. Auch hier gilt das gleiche wie für die Drechselbank. Nach oben sind keine Grenzen sagt der Volksmund. Und Recht hat er. Für ein einzelnes handgeschmiedetes und von japanischen Mönchen unterwasser handgeschliffenes Eisen mit mundgeblasenem Edelholzgriff kann man schon mal soviel auf den Tisch legen wie für die oben angeführte Spielzeugdrechselbank.
In einschlägigen Foren wird philosophiert, diskutiert und lamentiert welches Eisen zu welchem Zeitpunkt das geeignete ist. Auch hier gilt die oben angeführte Frage nach dem "warum". Die ersten Versuche gelingen auch mit einem Stechbeitel aus dem Fünfersatz vom Grabbeltisch. Und Flachschaber aus dem Metallbereich sind gute stabile Rohlinge für selbstgeschliffenen Drechseleisen. Handgriffe zu kaufen ist angesichts einer funktionierenden Drechselbank wohl die größte Verschwendung. Außerdem ist das Fertigen von Handgriffen eine hervorragende Übungsmethode.
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Diese Eisen hier sind alle auf diese Weise entstanden. Von Links nach Rechts sind das ein 8mm Hohlkehlstecheisen genutzt für Schaleninnenseiten, ein 16mm Stecheisen halbrund geschliffen zum Schruppen an Langholz, ein 12mm Hohlkehlstecheisen als Ersatz für eine teure Röhre, Ein alter 12mm vierkant Drehstahl aus HSS als Abstechstahl, ein Flachschaber als Schaber, ein Flachschaber als Flachmeißel (auf englisch "Skew") mein derzeitiges Lieblingswerkzeug bei allen Langholzarbeiten, noch einer aus einem Rundstahl mit eingesetztem HSS-Bohrer für kleinere Aufgaben und ein Abstechstahl aus HSS, wegen der Rautenform tatsächlich für teures Geld gekauft. Die Griffe sind aus Kirschholz und die Zwingen aus einem Stück 3/4 Zoll Wasserrohr. Die Zahlen auf den Griffen sind Zentimeterangaben für den Anschlag beim Schleifen.
Womit auch schon das heikelste aller Themen erreicht ist. Über kaum ein anders Thema rund um die Holzbearbeitung wird kontroverser diskutiert als um die Schärfe von Werkzeugen und wie man sie erreicht. Unbestritten ist, je schärfer ein Werkzeug desto leichter und präziser die Holzbearbeitung. Aber desto geringer auch die Standzeit, also die Zeit bis zum Nachschärfen. Die Schärfe eines Werkzeugs hängt nicht von der verwendeten Methode allein ab. Auch das Material des Werkzeugs spielt eine Rolle. Einen Backstein kann man auch nicht zum Brotschneiden verwenden. Egal wie sehr man sich anstrengt, manche Werkstoffe lassen sich nicht so schärfen das man sich damit rasieren kann. Der Mittelweg ist immer noch der Beste. Wichtig ist, daß das Werkzeug schneidet und nicht reißt oder bricht. Das erkennt man am Span und nicht durch Betrachten des Werkzeugs mit einer Lupe.
Eine günstige und praktikable Lösung für das Schärfeproblem sind die in nahezu allen Baumärkten angebotenen Schleifböcke mit Winkelgetriebe und Naßschleifstein.
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Aber Vorsicht, diese Schleifböcke werden unter den unterschiedlichsten Labeln angeboten. Und auch der Preis variiert zwischen dreißig und neunundneunzig Euro. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich jedoch immer um das gleiche Gerät. Ich habe mir diverse dieser Dinger vorführen lassen, auch das Laufgeräusch war bei allen gleich. Bei meinem, für fünfunddreißig Euro erstanden, hat ein Austausch der Kugellager des Motors (zehn Euro) und ein wenig Fett im Getriebe das Laufgeräusch deutlich reduziert.
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Mit einem kleinen Anbau aus einem Vierkanteisen, verstellbar angebracht mit einer Auflage am Ende, lassen sich reproduzierbare Winkel leicht herstellen. Ein stumpf gewordenes Eisen ist so in Sekunden wieder nachgeschliffen.
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